Natürliche Ressourcen unter Druck

Wenn das Wasser spurlos verschwindet

In vielen Metropolen liegen die Wasserverluste durch Lecks oder Wasserdiebstahl bei über 50 Prozent. Hier die richtigen Hebel für Veränderung zu finden, ist existentiell für die Menschen. Teilweise geht es bereits um das nackte Überleben.

Text: ESKP-Redaktion (Jana Kandarr)

Außerdem Text:  Miran Mastaller

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

  • Die Höhe der Wasserverluste ist ein maßgebender Indikator für den Zustand eines Versorgungssystems. Unterschieden wird in reale und scheinbare Wasserverluste.
  • Wasserzählerabweichungen, Wasserdiebstahl sowie Ablese- und Datenhandhabungsfehler verursachen scheinbare Wasserverluste.
  • In Entwicklungsländern gehen jährlich ca. 16 Milliarden Kubikmeter Wasser durch undichte Stellen im Rohrnetz und überlaufende Speicherbehälter verloren.

Die Höhe der Wasserverluste ist ein maßgebender Indikator für den Zustand eines Versorgungssystems. Hohe Verluste beeinträchtigen den Betrieb und können Wasserknappheit bzw. -mangel in den betroffenen Regionen noch verstärken. In Entwicklungs- und Schwellenländern sind die Wasserverluste teils so groß, dass es um das nackte Überleben geht. Eine Studie der Weltbank kommt auf die Schätzung, dass allein in Entwicklungsländern jährlich ca. 16 Milliarden Kubikmeter Wasser durch undichte Stellen im Rohrnetz entweichen bzw. durch überlaufende Speicherbehälter verloren gehen und dadurch nicht bei den Menschen ankommen (Kingdom et al., 2006).

Zu diesen als reale Wasserverluste bezeichneten Wassermengen kommen, laut der Studie, nochmal ca. 10,6 Milliarden Kubikmeter an scheinbaren Wasserverlusten pro Jahr hinzu. Diese Wassermengen erreichen zwar den Verbraucher, können aber zum Beispiel aufgrund von Wasserzählerabweichungen oder Wasserdiebstahl nicht korrekt gemessen und abgerechnet werden. Aus Sicht des Wasserversorgers sind sie daher als Wasserverluste auszuweisen.

In welch fragilen Kontexten sich manche Städte bewegen, zeigt sich aktuell in Kapstadt, das in einer sommertrockenen Klimazone liegt. Seit drei Jahren hält dort eine beispiellose Dürre an. Die Stadt ist zudem umgeben von wüstenähnlichen Gebieten. Gleichzeitig hat sich die Bevölkerung von Kapstadt in den letzten zwanzig Jahren nahezu verdoppelt. Zwischenzeitlich rechneten die Behörden damit, dass Kapstadt das Trinkwasser komplett ausgeht. Damit wäre es die erste Großstadt weltweit gewesen, die dieses Schicksal ereilt. Kapstadt ist stolz darauf, seine Wasserverluste durch defekte Pipelines deutlich reduziert zu haben. Allerdings tritt der Wasserverlust in Kapstadt sehr häufig beim Endkonsumenten auf, etwa durch defekte Wasserhähne oder Toilettenspülungen. Das eindringliche Appellieren an die Bevölkerung, weniger Wasser zu verbrauchen, zeigte indes wenig Wirkung. Kaum mehr als die Hälfte der Kapstädter hielt sich an die städtischen Vorgaben.

Weltweit gehen circa 45 Millionen Kubikmeter Wasser pro Tag verloren – im Äquivalent wäre das genug um 200 Millionen Menschen täglich mit Wasser zu versorgen. Um sich das Ausmaß selbst kleinster Schäden vor Augen zu führen, dieses Rechenbeispiel der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit: Durch ein winziges, nur 6 Millimeter großes Loch in einem Wasserrohr entweichen bei einem anstehenden Druck von 6 bar (60 Meter) pro Stunde 1,8 Kubikmeter Wasser ungenutzt in den Boden. In weniger als zwei Monaten ließe sich mit dem verlorenen Wasservolumen ein Swimmingpool olympischer Größenordnung füllen (50mx25mx2m).

Wie sich Wasserverluste verringern lassen, dieser Frage geht Miran Mastaller vom Karlsruher Institut für Technologie in einem Beitrag für das ESKP-Themenspezial nach.

Beitrag erstellt am 8. Mai 2018

Vergleich des Wasserverbrauchs pro Tag
Grafik: Wissenplattform Erde und Umwelt, eskp.de/CC BY 4.0

Quellen: Statista | EPA | WHO

Küstenmetropolen senken sich teils massiv

Nahezu 10 Prozent der Weltbevölkerung lebt in tiefliegenden Küstenregionen. Um die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen, greift man in den Städten häufig auf die vorhandenen Grundwasserreserven zurück. Das enorme Abpumpen jedoch lässt die Städte sinken. Hinzu kommen die riesigen Lasten, die durch den Bauboom in Dhaka, Jakarta oder Kalkautta entstanden sind und die auf die unverfestigten Böden  drücken. Oft wird der steigende Meeressspiegel als die größte Gefahr für die Küstenmetropolen beschrieben. Doch die lokale Absenkung des Bodens könnte das wesentlich bedrohlichere Szenario werden, wie unser ESKP-Beitrag zeigt.

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Quellen

Weiterführende Informationen

  • Ein erheblicher Teil der Weltbevölkerung ist auf Frischwasser aus Karstgesteinsschichten angewiesen. Die unter fachlicher Leitung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) erstlellte „World Karst Aquifer Map“ (WOKAM) ermöglicht einen Überblick.