Handlungsoptionen

Geisternetze - was tun gegen den Fischerei-Restmüll?

Seit mehr als vier Jahrzehnten werden Netze aus Kunststoff in der Fischerei eingesetzt. Viele alte Netze treiben als herrenloses Gut in den Ozeanen. Doch wie kriegt man diese Netze, in denen sich viele Lebewesen verfangen, wieder aus den Ozeanen?

  • Geschätzte 700.000 Tonnen Netze und altes Fischereigut "geistern" als herrenloses Gut in den Ozeanen umher.
  • Das Reportingsystem über Fundstellen von Geisternetzen müsste ausgebaut werden.
  • Notwendig ist zudem ein systematisches Bergungsmanagement von Geisternetzen.

Geisternetze sind verloren gegangene und zum Teil auch illegal entsorgte Stell- und Schleppnetze, die als herrenloses Gut durch die Meere treiben oder sich am Meeresboden verfangen und dort liegenbleiben. Das Problem von Geisternetzen ist nicht neu. Seit mehr als 40 Jahren werden diese Netze aus strapazier- und belastungsfähigem Kunststoff hergestellt und in der Fischerei eingesetzt. Je nach Größe der Fischerboote können diese Netze eine Länge von über hundert Metern bis hin zu mehreren Kilometern Länge besitzen. Um die Dimensionen zu erfassen: Schätzungen zufolge bestehen zehn Prozent des Mülls in den Meeren aus umhergeisternden Netzen und anderem Fischereigerät. In der Gesamtmenge sind das geschätzt bis zu 700.000 Tonnen. Zudem sind die negativen Auswirkungen dieser Netze oft überproportional groß.

Laut EU-Fischereikontrollverordnung müssen stationäre Netze mit Plaketten gekennzeichnet sein, so dass eine Zuordnung zum jeweiligen Fangschiff möglich ist. Für bewegliche Netze hingegen gelten andere Regeln: Der Verlust beweglicher Netze muss binnen 24 Stunden den örtlichen Behörden mit genauer Position und Verlustzeitpunkt gemeldet werden. Zudem müssen die Boote über geeignetes Bergungsgerät verfügen. Im Rahmen des EU-Programms MareLitt wurde ein spezielles Toolkit entwickelt, um das Geisternetzproblem auf verschiedenen Ebenen anzugehen. Die Empfehlungen bzw. dort beschriebenen Handlungsmöglichkeiten zielen auf eine stärkere Haftung der Hersteller, Netze zurückzunehmen, zu recyceln und umweltverträglicher herzustellen. Fischereilizenzen könnten an die Rückgabe von Netzen gekoppelt sein. Das Reportingsystem über Fundstellen von Geisternetzen müsste ausgebaut werden, aber auch die Kennzeichnung der Netze verbessert werden. In den Häfen müsste es entsprechende Rückgabestellen für nicht mehr benötigte Netze geben. Durch geregelte Austauschzyklen von Netzen könnte vermieden werden, dass alte Netze still und heimlich entsorgt werden. Zudem müsste man auch beim Material nach Alternativen suchen, beispielsweise durch natürlichen Zwirn, der schneller abgebaut wird.

Notwendig ist zudem ein systematisches Bergungsmanagement von Geisternetzen. Die bisherigen Möglichkeiten im Rahmen von Bergungstauchgängen sind jedoch zeit- und kostenintensiv. Angesichts der schieren Menge an Netzen ist es schwierig, entsprechende Bergungskapazitäten aufzubauen und langfristig abzusichern. In Polen wurde testweise der Ostseeboden mit einer zweihundert Kilogramm schweren „Riesenegge“, einer Art Unterwasserharke, durchpflügt. So wurden 2015 binnen eines Jahres rund 270 Tonnen Geisternetze geborgen.

Vor Nordaustralien wurden zwischen 2005 und 2012 insgesamt 8.000 Geisternetze eingesammelt. Schätzungen zufolge könnten diese die Todesursache von bis zu 14.000 Schildkröten gewesen sein. Die Methode scheint sehr effektiv, es muss aber noch untersucht werden, wie nachhaltig der Meeresboden und der Lebensraum für Tiere durch den großflächigen Einsatz geschädigt wird.

Aktuelle Diskussionen, an denen sich auch Umweltverbände und Abfallwirtschaft beteiligen, empfehlen die Einführung von Recyclingquoten und die Implementierung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft auch bei Fischereinetzen.

Beitrag erstellt am 8. November 2017

Quellen

  • Gunn, R., Hardesty, B. D. & Butler, J. (2010). Tackling „ghost nets“: Local solutions to a global issue in northern Australia. Ecological Management & Restoration11(2), 88-98. doi:10.1111/j.1442-8903.2010.00525.x

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